Nicht jede Band kann von sich behaupten alle zwei Jahre ein neues Album zu veröffentlichen, praktisch durchgehend zu touren und dennoch durchweg positive Bewertungen zu bekommen. Doch die Schweden schaffen es jedes Mal aufs Neue ihre Fans zu begeistern und so reiht sich auch «Deceiver Of The Gods», das mittlerweile neunte Album der Melodic Death-Metaller, in die Reihe ihrer grandiosen Werke ein. Bereits nach den ersten ein bis zwei Minuten wird klar, dass Amon Amarth auch bei diesem Album dem altbewährten Schema treu bleiben. Das neue Album des Quintetts ist deutlich breiter gefächert als ihre bisherigen Alben, so lassen sich Einflüsse von Doom, Heavy und Thrash Metal erkennen. Amon Amarth selber sagten, sie wollen mehr Aggressivität in ihrem neuen Silberling und Euch erwartet ein gutes Album, versehen mit typischen Klängen und dem üblichen Wikingertum der Band.
Frische, neue Riffs, teils entfesselte Raserei, teils feine, stimmige Melodien, wiedererlangte Stimmvariation und hier und da gibts textlich mal mehr als Battle, Fight, Sword und Honor – auch wenn man im Groben natürlich der eher geradlinigen Lyrik treu gebleiben ist. Besonders ist zu erwähnen, dass man sich in die Hände von Andy Sneap, der schon wer-weiss-wieviele Metalscheiben produziert hat, begab und der hätte das versauen können, hat er aber nicht, denn das Album klingt einwandfrei nach Amon Amarth. Nicht nur die Instrumente sind härter und lauter geworden, auch Sänger Johann Hegg hat eine Entwicklung durchgemacht, so ist seine Stimme auf dem neuen Album noch kräftiger, als sie auf den vorherigen Alben ohnehin schon war. Versteht mich nicht falsch, Amon Amarth erfinden sich keineswegs neu. Hier und da schimmert der Eindruck, diesen oder jenen Part schon einmal in einem anderen Song mehr als ähnlich gehört zu haben, nach wie vor mit.
Amon Amarth schaffen es nach all den Jahren, im Rahmen ihres «Korsetts» sich neu zu erfinden, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Auch das Ziel mehr Aggressivität ins Album zu bringen hat man geschafft, wie man gleich zu Anfang mit dem Titeltrack des Albums, welcher seine Wurzeln zweifelsohne im Thrash Metal hat, hören kann. Brachiale Thrash-Gitarren donnern hier von der ersten bis zur letzten Sekunde des Songs. Direkt danach geht es mit dem Song «As Loke Falls» weiter, der ein wenig an alte Iron Maiden Titel erinnert. Auch die anderen Songs des Albums müssen sich in Sachen Kreativität, Aggressivität, Härte und Melodie nicht verstecken. «Father Of The Wolf» ist eine typische Hymne nach guter «Guardians Of Asgard»-Tradition, die sich für kommende Live-Aktivitäten geradezu aufdrängt. Eigentlich gibt es aus meiner Sicht nicht viel zu meckern. Lediglich die etwas sperrigeren, aber dennoch irgendwo linientreuen «Shape Shifter» und «Under Siege» sind aus meiner Sicht zu vorhersehbar, doch das wars auch schon. So beginnt der Song «Blood Eagle» mit einer etwas verstörenden Einspielung eines Sterbenden, direkt darauf jedoch legt die Band in alter Manier los. Eine drückende Double-Bass, schreddernde Gitarren und die geballte Kraft der Stimme von Johann Hegg dominieren diesen, sowie auch die meisten anderen der Songs. Hier schimmert eine gehörige Portion Slayer durch, was dem Song und dem Album an sich verdammt gut steht.
Wie bereits bei den Alben zuvor, haben sich Amon Amarth auch dieses Mal Verstärkung geholt, bei «Deceiver Of The Gods» in Form des ehemaligen Candlemass-Sängers Messiah Marcolin. Zu hören ist Marcolin zusammen mit Hegg bei dem Song «Hel», welches somit nicht nur einen prominenten Gastsänger hat, sondern sich auch mit seiner Doom-Metal-Attitüde rein stilistisch deutlich vom Rest der Songs abhebt und mit einem Riff gesegnet ist, wie es heutzutage wohl nur noch Amon Amarth zu bringen scheinen. Die neuen Klänge wirken fast schon erfrischend und bieten die Abwechslung, auf die man die ganze Zeit gewartet hat. Aber das war noch nicht alles: Mit dem letzten Titel «Warriors of the North» legen Amon Amarth noch einen drauf. Der Track dauert einfach mal länger als acht Minuten und ist im Prinzip nichts anderes als ein Siegeslied. Er deckt so einige Facetten des Metals ab, ohne den Bezug zum eigentlichen Thema zu verlieren. Aber gleichzeitig macht man damit auch deutlich, dass es so schnell keine Veränderung geben wird.
Für meine Begriffe ist «Deceiver Of The Gods» die konsequente Weiterentwicklung von «Twilight Of The Thundergod» und um ehrlich zu sein, ich hatte nicht daran geglaubt, dass Amon Amarth die Qualität dieses Werkes – denn «Twilight…» zählt zu meinen absoluten All Time Favourites – nochmal erreichen würden. Das gute, aber nicht wirklich überragende «Surtur Rising» bestätigte diese Vermutung, diesmal aber überführen mich die Stockholmer Jungs des Irrglaubens. Das Album ist eine deutliche Weiterentwicklung der Band, die es hiermit gewagt hat, mehr Stile zu vereinen, als sie es jemals zuvor taten. Die Herren bleiben sich treu und beschreiten dennoch den einen oder anderen neuen Pfad – wohlgemerkt Pfad, nicht achtspurige Autobahn und bleiben ihrem Stil treu und beschallen den Hörer mit Death Metal, wie ihn in dieser Form der Perfektion nur Amon Amarth abliefern können. Die neuen Elemente sind gut platziert und man muss sagen, dass Amon Amarth nach 21 Jahren Bandgeschichte immer noch mit ganzem Herzen dabei sind und jedes Album gute Arbeit mit sich bringt. Genau so und nicht anders will man ein neues Amon Amarth-Album serviert bekommen. Reinhören schadet auf keinen Fall.
Track List:
- Deceiver Of The Gods
- As Loke Falls
- Father Of The Wolf
- Shapeshifter
- Under Siege
- Blood Eagle
- We Shall Destroy
- Hel
- Coming Of The Tide
- Warriors Of The North
Die Limited Edition erscheint im Digipak in einer hochwertigen bronzefarbenen Box mit geprägtem Logo inklusive seperater Bonus-CD und Poster. Die Bonus-CD enthält vier weitere neue Songs, die im Stil der Hard Rock- und Metal-Legenden schlechthin Judas Priest, Black Sabbath, Motörhead und AC/DC eingespielt wurden.
- Burning Anvil of Steel
- Satan Rising
- Snake Eyes
- 4. Stand Up to Go Down
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